gyimes 2022

Mein guter Freund aus Kindertagen, Dr. Zsolt MOLNÁR, Ethnoökologe schrieb ein interressantes Buch über Gyimes (Traditional ecological knowledge and land use in Gyimes-Eastern Carpathians).
Das Buch hat mich stark beeindruckt und ich nahm mir vor, dieses Land einmal persönlich zu begutachten. Ich wollte die Menschen kennenlernen, die dort noch auf traditionelle Art ihren Alltag bewältigen, eng mit der Natur zusammenleben , diese schützen und schätzen. Ich wollte das Blumenmeer auf den Bergwiesen bewundern und eine Biodiversität erfahren, welche auf der Welt einmalig ist (auf 16 Quadratmeter findet man mindestens 60-70 Pflanzenarten). Ich wollte Land und Leute sehen, fotografieren, mich mit ihnen über ihr Leben unterhalten, ihre
herzerwärmende ungarische Sprache hören, ihre Traditionen und von der europäischen „Zivilisation” längst vergessenen Bräuche kennenlernen.
Ich war mit einem Rucksack und Wanderschuhen 17 Stunden im Zug unterwegs, bis ich kurz vor Csíkszereda aufwachte und zum Fenster herausschaute. Ich sah, wie sich eine traumhafte Landschaft eröffnete. Rauschende Bäche, grüne Wiesen mit kleinen Brücken und märchenhafte Wälder im Sonnenaufgang.
Ich wusste bereits da – die lange und beschwerliche Fahrt hat sich rentiert. Und dies war nur der Anfang.
Ich durfte dort mit meiner neuen Freundin Ágnes – die aus Siebenbürgen stammt und in Gyimesközéplok eine gemütliche Pension führt- Heilpflanzen sammeln, fotografieren, Leute oben in den Estenas treffen, ihre Gastfreundschaft, ihr einfaches aber glückliches Leben, ihre Geschichten über Gott, die Natur und die Welt kennenlernen…
Ich möchte gerne hierher zurückkehren, damit ich die hier wachsenden Pflanzen, Blumen auf „meine Art” verewige und es Allen zeigen kann, dass in Europa ein kleines Volk lebt, von dem man Wertigkeit, einfaches, schönes Leben und Heimatliebe lernen kann und sollte.
Hier möchte ich noch einen berühmten ungarischen Etnographen aus dem Buch von Zsolt Molnár über die hiesigen Menschen und ihre Kultur zitieren:

„Die traditionelle Volkskultur ist eine runde Einheit,die sich in jedem Detail des Landlebens bemerkbar macht. Sie hat nicht 8, auch nicht 10 Fächer, wie die Schulen, sondern hunderte.” Der Bauer kennt seine Haustiere bis ins kleinste Detail, er kennt die Bodensorten, das Wetter,kann Werkzeuge anfertigen, bauen, fischen, jagen, Haustiere züchten, die Landschaft pflegen, Menschenund Tiere heilen. Er kennt die Gräser, Bäume, Vögel, Käfer und deren Naturell, sowie ihre Nutzen und Schaden. Er sagt das Wetter vorher und weiß den Stand der Sonne und der Sterne zu „lesen”. Er kann singen, Märchen erzählen, spinnnen, nähen, kochen und vieles mehr. In Gyimes sagt man dazu kurz: „ Das Dorfleben hat so seine Listen und Tücken”…

Győrffi István

Habt Freude an meinen ersten Fotos aus dem Wunderland GYIMES in Siebenbürgen!